Yoga unter dem Aspekt der kulturellen Aneignung
Namaste ist in Indien eine gebräuchliche, traditionelle Grußformel, die ein Ausdruck des Respekts gegenüber dem anderen ist. Übersetzen könnte man sie als “Ich verbeuge mich vor dir”. Wer “Namaste” sagt, zeigt Anerkennung für das Göttliche in dem anderen Menschen. Es ist eine spirituelle Geste, die Du auch aus unseren Yogastunden kennst. Ist das kulturelle Aneignung?
Kulturelle Aneignung
In der Diskussion um kulturelle Aneignung denken zur Zeit viele darüber nach, ob das Benutzen dieser indischen Grußformel hier in den Europäischen oder westlichen Ländern angebracht ist. „Kulturelle Aneignung“ nennt man das Übernehmen von Elementen einer Kultur, ohne die Bedeutung, den Kontext oder die Geschichte dieser Elemente zu verstehen oder zu respektieren.
Yoga ist in den letzten Jahren zu einer golbalen Praxis geworden. Mit dem Ende der Kolonialzeit in Indien, gelangte diese neue Bewegungsform in die USA und man erkannte schnell, dass Yoga eine sehr gute Möglichkeit bietet, mental und körperlich gesund und fit zu bleiben, so dass es weitere Kreise zog und inzwischen wohl weltweit bekannt ist. Obwohl es sich durch den westlichen Einfluss weiterentwickelt und neue Stile hervorgebracht hat, ist man sich als Yogaschüler oder Yogalehrer der indischen Wurzeln bewusst und jeder, der die Erfahrung der wohltuenden Wirkung des Yoga gemacht hat, der wird dieses kulturelle Erbe sicher respektvoll anerkennen.
Jemand, der kritisiert, dass wir als nicht-Inder „Namaste“ sagen, müsste konsequenterweise das Praktizieren von Yoga an und für sich in Frage stellen und als kulturelle Aneignung interpretieren. Dabei ist Yoga so ein Geschenk an uns Menschen, das unbedingt witergegeben werden sollte. Je mehr Menschen es praktizieren, desto mehr profitieren wir alle davon. Es macht die Welt freundlicher, friedlicher, menschlicher und respektvoller. In diesem Sinne sollten wir dieses Kulturgut leben, egal wo auf der Welt.